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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 163

1911 - Erfurt : Keyser
— 163 — Rückgang der Bevölkerung: Gleich schlimm war es um die Einwohnerzahl bestellt. Von den 286 Seelen des Dorfes Dachwig im Jahre 1640 waren drei Jahre später nur noch 109 am Leben. Pfarrer Ludwig, der Chronist, fügt seinem Berichte die ernsten Worte bei: „Da hieß es recht, wir sind fast dünne worden." Ein einziger Schulknabe war im Ort, der bei Begräbnissen vor dem Geistlichen und Lehrer hergehen, das Kreuz tragen und singen mußte, was er nur konnte, denn „das war die ganze Reihe". — In der Stadt selbst sah es nicht besser aus. Ihre Einwohnerzahl betrug beim Ausbruch des Krieges wohl gegen 20000, von denen 1632 noch 13 593 am Leben waren, wie die damalige „Volkszählung" ergab. In den Jahren 1635—1639 hatte bei einer Geburtenzahl von 3026 die Totenziffer eine Höhe von 8307. Der Tod hatte eine reiche und leichte Ernte gehalten in dem kurzen Zeitraum von vier Jahren; dazu war die Stadt noch mit Kranken, Elenden und Obdachlosen überfüllt. Ueber die Hälfte der Gestorbenen hatte kein eigenes Heim; im Armenhaus stand für sie die Totenbahre. Grotze Not der Bevölkerung: Von Jahr zu Jahr hatte sich die Not gesteigert. Der obengenannte Chronist singt uns sein eigenes Klagelied: „Mir ging's über dem gar elendiglich, und habe ich manche Predigt getan, habe aber keinen Bissen Brot gewußt, auch wohl bis gegen Abend mit den Meinigen auf Brot warten müssen." Kornbrot war eine Seltenheit. Statt dessen wurde Hafer- und Gerstenbrot gebacken, und froh war über die Matzen der, welcher allzeit satt und genug daran hatte. Viele mußten sogar mit Hirseustaub, Kleie und Leinkuchen sürlieb nehmen. Fleisch war zuletzt ganz unbekannt, nachdem auch die Katzen und Hunde ausgezehrt waren. Das letzte Pferd wurde zu Dachwig im Jahre 1639 verzehrt; ein Schönheitsfehler — es war „krumb-halsig" — hatte es bisher vor der Mitnahme durch die Soldaten bewahrt. Als es starb, konnte der Abdecker kaum Ruhe haben, bis die Haut herunterkam. Noch in seinem Beisein wurde das Fleisch gekocht und gebraten und dann gegessen. Verwüstung der Fluren: Die üppigen Fluren der Erfurter Dörfer lagen vollständig verwüstet da. Schon im Jahre 1639 waren von der ganzen Dachwiger Dorfflur nur noch 72 Acker bestellt. Ihre Fruchtbarkeit neu zu erschließen, gebrach es an Menschenhänden und an Vieh. Statt daheim hungern zu müssen, zeitweise wohl gar Gras oder Laub zu zehren, hatte die halbwüchsige Dorfjugend die heimatliche Scholle verlafsen und war der Werbetrommel gefolgt. Selbst die Alten wurden noch ihrem Grund und Boden, auf dem der Anbau mehr kostete, als die Ernte einbrachte, untreu; auch sie dachten: „Frisch gewagt, beherzt und wacker, Der scharfe Säbel ist mein Acker, Und Beutemachen ist mein Pflug, Damit gewinn ich Geld genug."

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 68

1902 - Karlsruhe : Lang
Männer. Sie zogen, nach Gauen und Stämmen in große Heerhaufen geordnet, von den Gaugrafen und Herzögen geführt, in den Kampf. Jeder Wehrmann hatte für Waffen, Roß und Lebensmittel selbst zu sorgen. Nachdem durch den Einfluß des Lehenswesens der alte Heerbann verfallen war, trat an seine Stelle das Aufgebot der Vasallem Jeder Lehensmann war seinem Lehensherrn und alle Lehensherren bis hinauf zu den höchsten Reichsfürsten dem Kaiser zur Heerfolge verpflichtet. Die Hauptstärke des Vasallenheeres war die gepanzerte Reiterei, die mit gefällten Speeren gegen den Feind ansprengte und wenn er durch den Stoß erschüttert war, mit Schwert und Streitkolben kämpfte. Rittertum. Die Reiterei des Vasallenheeres bestand aus adeligen Lehensmännern und bildete mit der Zeit einen eigenen Stand, den Ritterstand. Die Pflichten des Ritters waren: ehrbarer Wandel, unverbrüchliche Treue gegen den Landesherrn, Tapferkeit, Befchütznng der Schwachen, besonders der Frauen und Waifen, Kamps gegen die Feinde des christlichen Glaubens. Ter junge Adelige wurde für den Ritterstand sorgfältig erzogen. Im siebenten Jahre wurde er einem angesehenen Ritter übergeben, dem er als Edelknabe diente, und der ihn in feiner Sitte und allen ritterlichen Künsten unterwies. Im vierzehnten Jahre wurde er Knappe und begleitete nunmehr seinen Herrn in den Krieg, zum Turnier, auf die Jagd; er führte thm das Roß vor, versorgte seine Waffen, schnallte ihm den Harnisch an und kämpfte anjeincr Seite, fortwährend darauf bedacht, dem Lehrmeister an ritterlicher Tugend und Ehrenhaftigkeit gleich zu werden. Im einund-zwanzigsten Jahre war die Lehrzeit beendet, und der Knappe wurde durch den Ritterschlag in den Stand der Ritter aufgenommen. Er bereitete sich durch Fasten, Wachen und Gebet auf die feierliche Handlung vor. In einer Kirche vor dem Altare wurde er mit der Waffenrüstung angetan und legte das Gelübde ab, die Pflichten eines christlichen Ritters treulich zu erfüllen. Hieraus wurden ihm die goldenen Sporen, das Abzeichen der Ritterwürde, angebunden, und der vornehmste der anwesenden Ritter gab ihm mit dem flachen Schwerte drei Schläge auf den Nacken und die Schulter. An diese Feier schlossen sich zu Ehren des jungen Ritters noch weltliche Festlichkeiten, Turnier, Festmahl und Tanz an. Zur Pflege des ritterlichen Geistes dienten die Turniere. Diese waren Kampsspiele, die entweder von Fürsten, oder auch von ritterlichen Genossenschaften veranstaltet wurden. Die Kämpfer, zu Roß in voller Waffenrüstung, sprengten mit eingelegten Lanzen auf einander los, und wer den Gegner aus dem Sattel warf, gewann den Preis, den Turnierdank, der ihm von einer der zuschauenden Damen überreicht wurde. Dem Sieger verfielen auch Roß und Waffen des Besiegten, der sie jedoch um Geld auslösen konnte. Oft wurde bei den Turnieren auch mit dem Schwerte und dem Streitkolben gekämpft, und wiewohl das Turnier unrein friedlicher Wettstreit fein sollte, büßte mancher wackere Ritter dabei das Leben ein. Nie Kirche. Der Süden Deutschlands war früher für das Christentum gewonnen als der Norden und Osten. Durch Karl den Großen wurden die Sachsen — oft mit Anwendung von Gewalt — bekehrt und in ihrem Gebiete die Bistümer Münster, Paderborn, Minden, Osnabrück, Hildesheim, Bremen, Verden und Halberstadt errichtet. Nach der Eroberung der von Slaven bewohnten Gebiete auf dem rechten Ufer der Elbe wurden das Erzbistum Magdeburg und die Bistümer Brandenburg, Havelberg, Meißen und Zeitz gestiftet. Alle diese Bistümer wurden mit großen Gütern ausgestattet. Die Kaiser übertrugen den Bischöfen und Erzbischösen auch wichtige Ämter mit großen Reichslehen. So wurden mit der Zeit die Erzbischöfe von Mainz, Köln, Trier, Bremen mächtige Reichsfürsten, die großen Einfluß auf die Geschicke des Reiches hatten.

3. Kurzer Lehrgang der Geschichte für höhere Mädchenschulen - S. 102

1896 - Leipzig : Voigtländer
102 Einheimische an, sich an solchem Handel zu beteiligen. Zur Frderung des Handels dienten auch die kirchlichen Feste, namentlich in den Bischofstdten, da zu diesen eine groe Menschenmenge zusammenstrmte- So entstanden die Jahrmrkte oder Messen". In den neugegrndeten Seestdten an der Nord-und Ostsee, namentlich in Lbeck, begann jetzt der deutsche Seehandel, zu-nchst mit England und Skandinavien, aufzublhen. Durch die Kreuzzge entwickelte sich dann auch der Handel mit dem Morgenlande, der aber durch die Italiener vermittelt wurde. 2. Stnde. Zu den vollkommen Freien gehrten noch: die Fürsten (weltliche und geistliche), die Grafen, die Herren" (d. i. Freiherren) und die Schffenbar-Freien". Die letzteren aber wurden immer weniger zahlreich. Dagegen hatte sich, zwischen ihnen und den Herren" in der Mitte stehend, ein neuer Stand herausgebildet, der zu dieser Zeit eine hervorragende Bedeutung gewann: der R i t t e r st a n d. Er entstand dadurch, da die groen Lehenstrger des Reichs (Fürsten, Grafen, Freiherren) je nach der Gre ihres Lehens eine Anzahl berittener Kriegsknechte ins Feld stellen muten. Um diese jederzeit bereit zu haben, bertrugen sie Stcke ihres Lehens an solche (teils Freie, teils Unfreie), die zu diesem Dienste geeignet und bereit waren, die Ritter". Die Ritter standen in der Mitte zwischen dem hohen Adel und denjenigen Freien, denen das Kriegshandwerk nicht herkmmlich war, und bildeten den Anfang des niederen Adels. In den Kreuzzgen waren sie der Kern der Heere. Als eigener Stand schlssen sie sich allmhlich mehr und tnehr ab, namentlich durch die Turniere, zu welchen nur, wer von ritter-licher Herkunft (ritterbrtig) war und die Pflichten des Ritterstandes erfllte, zugelassen wurde. Diese Pflichten bestanden darin, da der Ritter seine Ehre unbefleckt erhielt, der Kirche gehorsam, dem Lehnsherrn treu, hold und ge-tvrtig war, die Schwachen und Bedrngten beschtzte und Hflichkeit gegen die Frauen beobachtete. Der Ritterstand hatte die drei Abstufungen des Edelknaben, des Knappen und des Ritters. Zu der Ritterwrde wurde der Knappe nach hinreichender Erprobung feiner Waffentchttgkett durch dm Ritterschlag erhoben. Die Ritterburgen, meist aus Berghhen, hatten als Hauptbestandteile den hohen Wartturm (Bergfried), das Herrenhaus (Palas) und das Frauenhaus (Kemenate). Der Weg in die Burg fhrt zunchst zu dem Burggraben. der diesen fhrt die Zugbrcke, welche aufgezogen oder herabgelassen werden kann. Die Zugbrcke fuhrt zu dem ueren Burgthor, das sich in einem Thorturm oder zwischen zwei Trmen befindet. Der Durchgang kann durch das Fallgatter versperrt werden. An diesen Thorturm schlret sich zu beiden Seiten die uere Umfassungsmauer (der Zingel), die am oberen Rande mit Sinnen versehen und von Strecke zu Strecke durch Mauertrme verstrkt tst. Aus dem ueren Burgthor gelangt man in den ueren Hof: den Zwmger. der sich zwischen der ueren und inneren Ringmauer befindet und namentlich zu Waffenubungen diente. Aus

4. Elsässische Geschichtsbilder - S. 35

1884 - Straßburg : Bull
— 35 — 1349 über Vorenthaltung seines Erbes durch die Österreicher. Unterdes war der junge Enguerraud durch die Verheiratung mit der Tochter des Königs Eduard von England ein mächtiger Mann geworden. König Eduard hatte 1360 Frieden mit Frankreich geschlossen und entließ die zahlreichen Söldner, die er im Kriege gebraucht hatte. Diese Truppen, die aus Abenteurern von aller Herren Läuder bestanden, durchstreiften nun aus eigene Hand plündernd die Länder und wurden für Lothringen und Burgund eine wahre Laudplage. An ihre Spitze trat 1365 ein Hauptmann Arnauld von Servole. An 60000 Mann zählte das Heer, welches das Volk nur „die Engländer" nannte, weil sie ursprünglich in englischen Diensten gestanden hatten. Sie kamen über die Zaberuer Stiege nach dem Elsasse herab. Arnauld erklärte, er käme im Namen seines Herrn von Concy, um die österreichischen Herzöge zu bekriegen. Arnauld war einer der abenteuerlichsten Ritter des Mittelaltersund hieß allgemein nur der Erzpriester von Verny. Er hatte 12000 wohlansgestattete Reiter mit kostbaren Harnischen und spitzen Eisenhanben. Die edlen Herren waren aber nicht weniger lüstern, ihre Taschen mit dem Golde der reichen Städte des Elsasses zu füllen, wie das barfüßige und schäbige Gesindel, das als Fußvolk in ihrem Gefolge stand. Gleich anfangs rückte der Erzpriester vor Straßburg und forderte die Bürger zum Kampfe heraus. Doch diese fühlten sich nicht stark genug und blieben lieber hinter ihren sichern Mauern. Das Landvolk aber wurde hart mitgenommen, Hab und Gut wurde geplündert und zu Grunde gerichtet. Alles, was sich flüchten konnte, suchte Rettung in den festen 'Burgen und Städten. Von Straßburg wandten sich die Engländer ins Oberelsaß, verwüsteten Schlettstadt und rückten schon auf Colmar los, als Kaiser Karl mit einem Heere im Felde erschien. Vor dem Kaiser zog sich Arnauld schnell zurück. Engner-rand aber gab deshalb seine Ansprüche nicht auf. Im Jahre 1375 warb er ein neues Heer. Es waren Engländer darunter, doch nur sehr wenige, aber überall, wo von diesen Kriegern im Elsasse die Rede war, sprach man nur von den bösen Engländern, die zum zweiten Mal das Land plünderten. Engnerrand stand diesmal selbst an der Spitze. Der Kaiser konnte dem bedrängten Reichslande keine Hülfe schicken. Indes das Landvolk hatte die Feldfrüchte schon eingesammelt; mit diesen flüchtete es in die Städte und griff zu dem verzweifelten Rettungsmittel, die Dörfer selbst zu zerstören,

5. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 51

1895 - Leipzig : Voigtländer
51 abzustreifen und sich selbst ihre Vorsteher zu whlen (wenn auch vorerst noch mit Genehmigung des Herrn). Die Handwerker arbeiteten dann auch nicht mehr ausschlielich fr ihren Herrn, sondern immer mehr fr ihren eigenen Vorteil. Der Handel wurde noch immer hauptschlich in der Weise be-trieben, da die Hndler mit ihren Waren von Dorf zu Dorf zogen (wie jetzt noch die Hausierer). Noch immer befand sich dieser Handel vielfach in den Hnden Fremder, namentlich der Italiener und der Juden. Letztere erhielten von den Knigen Freibriefe, wofr sie das Juden-Schutzgeld" be-zahlten. Erst allmhlich fingen auch Einheimische an, sich an solchem Handel zu beteiligen. Zur Frderung des Handels dienten auch die kirchlichen Feste, namentlich in den Bischofsstdten, da zu diesen eine groe Menschenmenge zusammenstrmte. So entstanden die Jahrmrkte oder Messen". In den neugegrndeten Seestdten an der Nord- und Ostsee, namentlich in Lbeck, begann jetzt der deutsche Seehandel, zunchst mit England und Skandinavien, aufzublhen. Durch die Kreuzzge entwickelte sich dann auch der Handel mit dem Morgenlande, der aber durch die Italiener vermittelt wurde.. 3. Stnde. Zu den vollkommen Freien gehrten noch: die Fürsten (weltliche und geistliche), die Grafen, die Herren" (d. i. Freiherren) und die Schffenbar-Freien". Die letzteren aber wurden immer weniger zahlreich. Dagegen hatte sich, zwischen ihnen und den Herren" in der Mitte stehend, ein neuer Stand herausgebildet, der zu dieser Zeit eine hervorragende Bedeutung gewann: der Ritterstand. Er entstand dadurch, da die groen Lehenstrger des Reichs (Fürsten, Grafen, Freiherren) je nach der Gre ihres Lehens eine Anzahl berittener Kriegsknechte ins Feld stellen muten. Um diese jederzeit bereit zu haben, bertrugen sie Stcke ihres Lehens an solche (teils Freie, teils Unfreie), die zu diesem Dienste ge-eignet und bereit waren, die Ritter". Dieser Stand hatte sich also aus der x Zahl derer gebildet, die den Kriegsdienst zu Pferde leisteten. Die Ritter standen in der Mitte zwischen dem hohen Adel und denjenigen Freien, denen das Kriegshandwerk nicht herkmmlich war, und bildeten den Ansang des niederen Adels. In den Kreuzzgen waren sie der Kern der Heere. Als eigener Stand schlssen sie sich allmhlich mehr und mehr ab, namentlich durch die Turniere, zu welchen nur, wer von ritterlicher Herkunst (ritter-brtig) war und die Pflichten des Ritterstandes erfllte, zugelassen wurde. Diese Pflichten bestanden darin, da der Ritter seine Ehre unbefleckt erhielt, der Kirche gehorsam, dem Lehnsherrn treu, hold und gewrtig war, die Schwachen und Bedrngten beschtzte und Hflichkeit gegen die Frauen be-obachtete. Der Ritterstand hatte die drei Abstufungen des Edelknaben, des Knappen und des Ritters. Zu der Ritterwrde wurde der Knappe nach hinreichender Erprobung seiner Waffentchtigkeit durch den Ritter- 4*

6. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 134

1891 - Leipzig : Voigtländer
134 Die rundbogigen Fenster sind klein und schmal; oft stoen ihrer mehrere, nur durch Sulen geschieden, aneinander (Taf. V, 10). Zu den herrlichsten Bauwerken dieses Stils, der namentlich am deutschen Rhein seine rechte Heimat gefunden hat, gehren: der Dom zu Mainz, der Kaiserdom zu Speier, die sechstrmige Abteikirche zu Laach, die Apostelkirche zu Kln, die Dome zu Hildesheim und Braunschweig; ferner (im sog. bergangsstil): die Dome zu Worms, Bamberg, Limburg a. d. L. (Taf. V, 711). In Italien ist vor-zglich der Dom zu Pisa mit dem schiefen Turm (Taf. V, 2) bemerkenswert. 99. Das Rittertum. Eine eigentmliche Erscheinung des Mittelalters, die gleichfalls durch die Kreuzzge wesentlich ausgebildet und zu hherer Bedeutung erhoben wurde, war das Rittertum. 1. Das weltliche Rittertum. Die Entstehung des Rittertums wird auf den Kaiser Heinrich I. und seine Kmpfe gegen die Ungarn zurckgefhrt. Es hatte sich aus der Zahl derer gebildet, die den Kriegsdienst zu Pferde leisteten. Die Ritter standen in der Mitte zwischen dem hohen Adel und denjenigen Freien, denen das Kriegs-Handwerk nicht herkmmlich war, und bildeten den Ansang des niederen Adels. In den Kreuzzgen waren sie der Kern der Heere. Als eigner Stand schlssen sie sich allmhlich mehr und mehr ab, namentlich durch die Turniere, festliche Kampfspiele, welche die Glanzpunkte des Ritterlebens bildeten und zu denen nur, wer von ritterlicher Her-knnft (ritterbrtig) war und die Pflichten des Ritterstandes erfllte, zugelassen wurde. Diese Pflichten bestanden darin, da der Ritter seine Ehre unbefleckt erhielt, der Kirche gehorsam, dem Lehnsherrn treu, hold und gewrtig war, die Schwachen und Bedrngten beschtzte und gegen die Frauen Bescheidenheit und Hflichkeit beobachtete. Der Ritterstand hatte die drei Abstufungen des Edelknaben, des Knappen und des Ritters. Zu der Ritterwrde wurde der Knappe nach hin-reichender Erprobung seiner Waffentchtigkeit durch den Ritter-schlag erhoben. Die Ritterburgen, meist auf Berghhen, hatten als Hauptbestandteile den hohen Wartturm (Berchfrit), das Herrenhaus (Palas) und das Frauenhaus (Kemenate). Zu den ltesten Burgen gehren: die Habsburg, der Trifels, die Hohenzollern-brg (Taf. Vii, 5) und die Wartburg (smtlich aus dem 11. Jahrhundert). 2. Die geistlichen Ritterorden. Durch die Kreuzzge gewann das Rittertum hhere geistige Bildung, feinere Sitten und eine reli-gifere Richtung. Insbesondere wurden durch sie die in Palstina ge-

7. Erzählungen aus der deutschen Sage und Geschichte - S. 47

1907 - Leipzig : Voigtländer
24. Das Rittertum. 47 fhrten Kriegsheere dahin und versorgten die Kreuzfahrer mit Lebensmitteln. Dabei nahm der Handel fortwhrend zu, und zahlreiche Städte gelangten durch ihn zu blhendem Wohlstnde. vor allem aber frderten die Kreuzzge die Macht der Kirche und des Papstes. Sie wurden ja von der Kirche angeregt, zu ihrer Ausbreitung und Verherrlichung unternommen, und die Ppste galten als ihre obersten Leiter. Endlich hatten die Kreuzzge eine groe Bedeutung fr das Ritterwesen. 24. Das Rittertum. 1. Entstehung des Rittertums. Das Rittertum entstand aus dem Reiterdienst, den Heinrich I. eingerichtet hatte. Ihm widmeten sich besonders die Reichen und Adeligen, Schwer gerstet, von Kopf bis zu Dtzen mit Eisen bedeckt, von Jugend auf im Gebrauche der Dd ffen gebt, waren sie den gemeinen Kriegern, die zu Hue dienten, weit ber-legen; auf ihrer Zahl beruhte die Strke des Heeres, vom Reiterdienst erhielten sie den Namen Ritter. Die Ritter wohnten in Burgen, die meist auf Berghhen, hier und da aber auch in der Ebene erbaut waren. Die Zeit der Kreuzzge war die Bltezeit des Rittertums. Der Ritter jener Zeit nutzte seine Ehre unbefleckt erhalten, der Kirche gehorsam sein und ihre Diener beschtzen, den Schwachen und Bedrngten Beistand leisten und den Frauen Hochachtung und Hflichkeit erweisen. 2. Die Erziehung zum Nitterstande. Die aufnhme in den Ritterstand erfolgte erst nach langjhriger Vorbereitung, vom siebenten Jahre an trat der Knabe als Edelknecht oder Page in den Dienst eines Ritters, hier lernte er Zucht und Gehorsam, namentlich im Dienste der (Ebelfrau, wartete bei der Tafel auf und begleitete die Herrin auf die Jagb und auf Reisen. Daneben bte er sich fleiig im Reiten und in den Waffen. In seinem vierzehnten Jahre wrbe der Ebelknabe Knappe und empfing das Schwert, um fortan den eigentlichen Waffendienst zu erlernen. Rls Waffentrger folgte er jetzt seinem Herrn ber-all hin, zum heiteren Kampfspiel und in den (Ernst der Schlacht. Dem Herrn treu anzuhangen, im Kampfe sein Leben fr ihn einzusetzen, das galt ihm als die erste seiner Pflichten. Nach siebenjhrigem Knappen-dienst wrbe der Jngling zum Ritter geschlagen. Das war ein hohes

8. Vorstufe - S. 39

1907 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
12. Das Rittertum. 39 einer wichtigen Gelegenheit den Ritterschlag oder die Schwertleite. Diese Aufnahme in den ehrenvollen Ritterstand geschah unter den-feierlichsten Gebruchen. Zunchst hatte sich der Knappe gebhrend vorzubereiten; er mute sich baden, saften, beten, das heilige Abendmahl nehmen und eine Nacht in der Kirche Wache halten. Am Tage der Schwertleite erschien er in weiem Gewnde, umgeben von auserwhlten Zeugen, vor einem lteren Ritter und bat kniend um die Erteilung des Ritterschlages. Der Ritter lie ihn zuerst den Rittereid schwren: stets Tapferkeit zu beweisen, dem Kaiser und seinem Lehnsherrn treu zu dienen, die heilige Kirche zu schtzen, alle Witwen und Waisen und Unmndigen zu verteidigen, den Frauen in aller Rot beizustehen und untadelig vor Gott und den Menschen zu leben. Dann erst erhielt er den Ritterschlag, das heit drei Schlge mit dem stachen Schwerte aus die Schulter. Ritterspiele und Schmausereien beschlossen die Feier. Von nun an durfte der Ritter die Abzeichen seines Standes tragen, das Schwert, Helmundharnifch,Schildundlanze,Streitkolbenund Dolch und die goldenen Sporen. Um die Ritter im Kampf weiter auszubilden, stndig zu den und zu befestigen, wurden groe Ritterkmpfe, die T u r n i e r e, veranstaltet. Meist $:ut(eere< richtete sie ein Fürst her, oder die Ritter eines greren Gebietes taten sich zusammen; der Frhlingsanfang oder Sptherbst waren die beliebteste Zeit. Angesehene Ritter, die Turniervgte, trafen alle Vorbereitungen und hatten den Gang der Kmpfe zu ordnen. Wochenlang vorher lieen sie an alle Ritter der Nachbarschaft die Ausforderung zum Turnierkampf ergehen und verkndeten die Stadt, in deren Nhe er stattfinden sollte. Denn die Menge der Hinzustrmenden, die Ritter mit ihrem Gefolge, die edlen Frauen und das schaulustige Volk, war oft so zahlreich, da die Verpflegung groe Schwierigkeiten machte, und die Stdter ihre Waren liefern muhten. Vor der Stadt wurde der Platz abgesteckt, mit Schranken umgeben und Gerste sr die Zuschauer errichet. Waren dann die Turnierer eingezogen, so hie es, die Turnierordnung aufzustellen. Jeder Ritter wurde auf seine Turnier-fhigkeit geprft, ob er nicht infolge Verletzung der Ritterpflichten unwrdig sei mitzukmpfen. Fr jeden wurde bestimmt, ob er im Einzelkampf seine Tapferkeit beweisen sollte, oder ob er mit mehreren zusammen in zwei Hausen kmpfen durfte. Nachdem die edlen Frauen auf ihren Sitzen Platz ge-nommen hatten, wurden die Schranken geschlossen, ein Herold ries laut die Namen der zuerst Kmpfenden, und herein sprengten unter dem Geschmetter der Trompeten die Ritter. Die Lanze, fest unter dem Arm eingelegt, ragte der das linke Ohr des Pferdes weg, in heftigem Anprall stieen die Gegner zusammen und suchten entweder sich aus dem Sattel zu werfen oder die

9. Bilder aus dem Weltkrieg - S. uncounted

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
,j\bg. Woche/ Phot. M. Komm, Cranz. Abb. 43. Die Tätigkeit unserer Sanitäissoldaten und Feldgeistlichen im Felde. Zu Nr. 55. (Unser Bild zeigt einen durch den Saniiätshund entdeckten Verwundeten, dem ein Notverband angelegt wird, während der Feldgeistliche ihm Trost zuspricht.)

10. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 112

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
112 der Verwaltung und der gesetzlichen Sonberbestimmnngen wrbe beseitigt, eine einheitliche Verwaltung eingefhrt und die Verwaltung von der Rechts-Pflege abgeteilt. Das Heerwesen wrbe nach dem Vorbilde Friebrichs des Groen umgebildet, die Friedensarmee auf 200 000 Mann gesetzt und die Soldaten durch tchtige bung stets kriegsbereit gehalten. Fr die Heran-bilbnng eines tchtigen Offizierstandes wrben Schulen gegrndet, fr kranke und ausgediente Soldaten Invalidenhuser errichtet. In der Rechts-Pflege wurden die Sonderrechte einzelner Stube ganz oder teilweise ausge-hoben, wenn sie es auch nicht erreicht hat, alle Untertanen vor dem Gesetze gleichzustellen; ein neues Gesetzbuch (Codex Theresianus) wurde bearbeitet. Die Steuerfreiheit des Klerus wurde tatschlich, die des Adels dem Denkmal Maria Herestas von Zumvusch. Grundsatze nadj beseitigt, die Verfolgung der Hexen und die Anwendung der Folter verboten und der Bauern st and vor den Ubergriffen der adli-gen Gutsherren fidjet gestellt. Auf dem Gebiete der Sdjule kann Maria Theresia als die Begrnderin des sterreichischen Schulwesens angesehen werben; tchtige Berater fand sie an dem trefflichen Abte von Sagau, Jgnaz
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